Unzufriedenheit herrscht bei den Preußen-Fans

Zwei Wochen vor der Jahreshauptversammlung des SC Preußen 06 e.V. Münster weist das Fanprojekt Preußen Münster e.V. auf die angespannte Situation rund um die Anhänger des Traditionsvereins hin. „Aus allen Teilen des Stadions wird trotz des sportlich erfolgreichen Saisonverlaufs eine Unzufriedenheit an uns herangetragen“, erklärt Fanprojekt-Vorsitzender Benny Sicking, dass nicht nur die Besucher der aktuell gesperrten Blöcke von der Fanarbeit des SCP enttäuscht sind.

Im Gespräch mit dem Vorstand des Hauptvereins stellte das Fanprojekt daher nun konkrete Fragen dazu, wie sich dieser eine Zukunft der Fankultur im Preußenstadion vorstellt. Das Fanprojekt erhofft sich so, dass sich das Präsidium zukünftig klar positioniert. Von Seiten der Polizei und des DFB werden immer größere anlasslose und kollektive Repressionen gegen die Fans aufgefahren. So wurde den Anhängern des SCP eine Anreise nach Osnabrück nur unter nicht annehmbaren Auflagen gestattet und anschließend grundlos ein Alkoholverbot im Preußenstadion durchgesetzt. Der Vereinsvorstand verhält sich nach Ansicht des Fanprojekts in diesen Streitfragen nicht sichtbar loyal zu seinen Anhängern und kritisiert die ungerechtfertigten Drangsalierungen maximal in persönlichen Gesprächen. Florian Voß, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit des Fanprojekts, erläutert: „Wir wünschen uns, dass das SCP-Präsidium sich auch öffentlich stärker auf die Seite der Fans stellt. Interne Absprachen sind wichtig, aber die Unterstützer erwarten in der Öffentlichkeit mehr Zustimmung zu Fanthemen.“ Durch die ausbleibende Darstellung der Sicht der Anhänger fühlen sich viele von ihnen in eine Ecke gedrängt und nicht repräsentiert.

Der Fanprojekt-Vorsitzende Sicking fügt hinzu: „DFB und Polizei versuchen Fanszenen durch ungerechtfertigte Kollektivstrafen zu spalten und mit seiner starken Zurückhaltung fördert der SCP-Vorstand dies.“ Unter anderem mit einer vom SC Preußen selbst verhängten Blocksperre sorgte dieser zuletzt für großes Unverständnis bei den Unterstützern, weshalb Benny Sicking klar stellt: „Kollektive Strafen gegen ganze Stadionbereiche sind grundsätzlich abzulehnen und offensichtlich ungerecht. In einem Rechtsstaat darf so eine Form der Bestrafung nie ein Mittel sein. Die Vereinsvertreter selber sollten an unserer Seite gegen solche unfairen Strafen vorgehen, statt sie von sich aus zu verhängen.“ Diese engagieren sich im Hintergrund zwar immer wieder auch für Fanbelange, setzen mit solchen Maßnahmen aber ein klar gegenteiliges Zeichen und stellen sich zahlreichen Stadionbesuchern entgegen.

Ein Kritikpunkt bei weiten Teilen der Anhänger ist die Art und Weise, mit der das Präsidium auf diese zugeht. Bei vielen Fans hat sich der Eindruck gefestigt, dass nur in unruhigen Zeiten versucht wird, Kontakt aufzunehmen, es aber zum Beispiel kein regelmäßiges Angebot wie einen Fanstammtisch gibt. So fühlen sich ausdrücklich nicht nur Ultras von der Vereinsspitze aktuell nicht mitgenommen. Daher wünscht sich Benny Sicking: „Wir Fans dürfen vom Verein nicht mehr das Gefühl bekommen, als Problem betrachtet zu werden. Die Fanarbeit des Vereins selber muss kontinuierlicher gestaltet werden und das geht nicht unbedingt umsonst.“ Die angespannte Situation hätte nach Ansicht des Fanprojekts durch eine besser aufgestellte Fanabteilung des Vereins vermieden werden können. Das FP ist die Interessenvertretung der Fans und fördert auch den Dialog unter den Fans, zum Beispiel zwischen aktiven Fangruppen und unorganisierten Anhängern. Die eigentliche Fanarbeit des SC Preußen soll zum Beispiel von ehrenamtlichen Fanbeauftragten geleistet werden. Hier wünscht sich das Fanprojekt, dass diese im Verein wahrgenommen werden und auch zusätzlich finanzielle Lösungen diskutiert werden.

In persönlichen Gesprächen und einem öffentlichen Treffen hat das Fanprojekt zuletzt verstärkt Eindrücke und Meinungen gesammelt. Diese wurden vor der Veröffentlichung zuerst dem Vereinspräsidium kommuniziert. „Wir sprechen in respektvoller Atmosphäre miteinander und schätzen den zeitlichen Einsatz der Vereinsführung“, betont Voß. Und Sicking schließt sich an: „Nur durch eine offene Kommunikation lässt sich eine Verbesserung herbeiführen. Unsere Erwartungen haben wir allerdings klar gestellt.“