Hände weg vom Fußball! Gegen Gästeverbote und Repressionen!

Hände weg vom Fußball! Gegen Gästeverbote und Repressionen!

Hände weg vom Fußball! Gegen Gästeverbote und Repressionen!

Ein Derby ist DAS SPIEL DES JAHRES für jeden Fußballfan und die Menschen der jeweiligen Stadt. Die Vorfreude auf solche Partien ist schon Tage und Wochen zuvor in allen Fankreisen zu spüren und in den Regionen das Gesprächsthema Nummer eins.

Aber diese Saison ist alles anders, es wird uns allen jegliche Vorfreude schon Wochen vorher genommen.

Wie kam es dazu?

Das Bestreben beider Vereine (VFL Osnabrück/ SC Preußen Münster) war es, das Derby trotz der Vorfälle aus der Vergangenheit im üblichen Rahmen durchzuführen. Dies wurde von Polizei und der Politik abgelehnt, die Vereine wurden vor folgende Varianten zur Durchführung des Spiels gestellt.

Variante A

Das Kartenkontingent sollte von ursprünglich 2000 auf nur noch 800 Stück reduziert werden. Der Verkauf wäre über personalisierte Voucher erfolgt, die erst vor dem Gästeblock in Eintrittskarten hätten getauscht werden können. Die Anreise zum Spiel wäre dann aber nicht mehr individuell, sondern nur in vom Verein organisierten Bussen möglich gewesen. Der Voucher hätte also nur in Kombination mit der verpflichteten Busanreise gekauft werden können.

Unser Verein Preußen Münster wurde somit vor ein großes Dilemma gestellt. Schon früh wurden Vertreter der Fanszene, die Fanbetreuer und wir als Dachverband einbezogen, um einen gemeinsamen Weg zu finden. Uns allen war schnell klar, dass die Variante mit personalisiertem Voucher und Buspflicht keine Alternative ist. Denn dieser Zwang schränkt uns Fans und Bürger des Rechtsstaates in unserer Bewegungsfreiheit und dem Recht auf Datenschutz maßgeblich ein.

Datenschutz

Ein Kritikpunkt ist die Personalisierung, weil einem einerseits die Selbstbestimmung über seine Daten genommen wird, die womöglich an Behörden und andere Stellen weitergegeben werden müssen. Andererseits stellt es für uns auch einen Schritt in die Kriminalisierung dar, wenn man für ein Fußballspiel seine vollständige Identität offenlegen muss. Zudem ist fragwürdig, welcher Zweck eine Personalisierung von Stehplatzkarten bewirken soll, da man sich im Block frei bewegen kann. 

Bewegungsfreiheit

Die Bewegungsfreiheit ist ein hohes Gut in einem demokratischen Staat. Mit welchem Recht will der Staat tausenden friedlichen Fußballfans vorschreiben, mit welchem Verkehrsmittel ein Bürger von Stadt A in Stadt B fahren darf?

Variante B

Der komplette Ausschluss von jeglichen Gästefans.

Gewalt. Ein gesellschaftliches Problem. Kein Problem des Fußballs. 

Im Rahmen von jeglichen Großveranstaltungen, Stadt- oder Volksfesten, bei denen viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, kommt es zu Straftaten und leider auch zu Körperverletzungen durch einen Bruchteil der Besucher. Auch bei Fußballspielen. Im Verhältnis zu den hunderttausenden Menschen, die Wochenende für Wochenende Fußballstadien besuchen, ist die relative Anzahl der Verletzten sehr gering. Wir sehen die öffentliche Sicherheit in keiner Weise gefährdet.

Als Grund für ein komplettes Verbot von Gästefans wurden erhebliche Verletztenzahlen der Derbys in den letzten vier Jahren angeführt. Von Seiten der Polizei wird von 114 Verletzten gesprochen, wobei die Herkunft der Verletztenzahl sowie deren Ursachen nicht differenziert werden. Setzt man diese Zahl in Relation zu den ca. 120.000 Stadionbesuchern in den letzten acht Begegnungen, dann beträgt der Anteil der Verletzten weniger als 0,1%.

Jeder Verletzte ist einer zu viel. Wir verurteilen jede Form von Gewalt. In diesem Zusammenhang sind auch die unverhältnismäßigen Einsätze von Ordnungspersonal und Polizei zu kritisieren, z. B. bei der Einlasssituation im Gästebereich 2013 in Osnabrück, die beinahe in einer Massenpanik geendet wäre. Dennoch gab es viele verletzte Preußenfans mit Quetschungen und Kreislaufproblemen.

Das Niedersächsische Innenministerium hat die Vereine vor zwei nicht akzeptable sowie unverhandelbare Varianten gestellt. Den Gästeausschluss durch Politik und Polizei halten wir für unverhältnismäßig und nicht hinnehmbar. Jedes Fußballspiel lebt von seinen Fans und Emotionen!

Fußball ist Kulturgut. Fußball verbindet Menschen.

Wir haben das Gefühl, dass mit unserem Derby seitens der Politik ein Präzedenzfall geschaffen werden soll. Für uns ist es der Anfang vom Ende der Fußballfankultur. Wie werden zukünftig Politik und Sicherheitsbehörden bei ähnlich gelagerten Spielen zwischen Köln und Mönchengladbach, Schalke und Dortmund oder Darmstadt und Frankfurt reagieren?

Deutschland hat seit den 1970er Jahren eine einzigartige Auswärtsfahrerkultur, um die uns Fußballfans in ganz Europa beneiden. Diese Kultur ist in Gefahr, denn wir haben zunehmend mit immer stärkeren Repressionen bis hin zum kompletten Verbot von Gästefans zu kämpfen. Alle Stadionbesucher sind von diesen Maßnahmen betroffen und werden in Sippenhaft genommen.

In unseren Augen ist es ein Armutszeugnis, wenn die Politik keine anderen Lösungen für das gesellschaftliche Problem der Gewalt findet. Sämtliche Fans werden für das Vergehen einiger weniger bestraft, da ihnen das Stadionerlebnis genommen wird.

Fußball nimmt eine wichtige gesellschaftliche Rolle ein. Fußballvereine und Fußballspiele sind für viele Menschen in diesem Land ein enorm wichtiger Teil ihrer Freizeitgestaltung und schaffen einen emotionalen Ausgleich zum Alltag.

Fußball verbindet die verschiedensten Menschen und hat eine integrative Funktion. Das Problem der Gewalt wird durch Verbote von Gästefans nicht behoben, sondern nur in andere Bereiche des Lebens verlagert.

Hände weg vom Fußball! Gegen Gästeverbote und Repressionen!

Ein jedes Fußballspiel – und ganz besonders ein Derby – lebt von den Emotionen auf den Rängen, wir wollen laute und bunte Fankurven. Was wir nicht wollen sind Ausschreitungen und Gewalt, aber genauso wenig Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, Meldeauflagen für Fans, Großaufgebote von Polizisten in Kampfmontur und noch schlimmer: den kompletten Ausschluss von Gästefans.

Hier wird ein falsches Signal an alle Fußballfans vermittelt. Wir fordern Politik und Polizei auf, lösungsorientierte Ansätze zu verfolgen und eine ehrliche Kommunikation mit Fans zu führen, damit Fußballspiele wieder so stattfinden können wie wir es uns alle wünschen: Ohne Gewalt, aber mit Fans, mit Emotionen, mit Fahnen!

Einen Ausschluss von Gästefans können und werden wir nicht akzeptieren. Am Derbytag (23.09.2015) wollen wir mit allen Preußenfans ein entschlossenes Zeichen setzen!

Fanprojekt Preußen Münster e.V.